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Spitalpartnerschaft KSW-Laos: eine Erfolgsgeschichte

Die Spitalpartnerschaft zwischen dem KSW und dem Provinzspital Xiengkhouang im Nordosten Laos lebt! Was nach ersten Kontakten 2010 begann, hat sich zu einer kontinuierlichen und fruchtbaren Zusammenarbeit entwickelt.

Fast 100 verschiedene Fachpersonen aus Winterthur und anderen Schweizer Spitälern haben in den 10 Jahren bis Ende 2020 über 570 Arbeitswochen im Partnerspital gearbeitet. Dabei haben sie ihr Wissen und ihre Berufserfahrung weitergegeben und selbst Einblicke und Erfahrungen in der medizinischen Versorgung mit sehr beschränkten Ressourcen erhalten – eine gegenseitige Bereicherung.

Die Gründung des Vereins Spitalpartnerschaft KSW-Laos, die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags zwischen Verein und Provinzspital wie auch der Einschluss desselben in eine übergeordnete Vereinbarung mit dem laotischen Gesundheitsministerium haben dem Projekt die Struktur gegeben. Der Einsatz vieler engagierter Freiwilliger vor Ort und im KSW haben dem Projekt den Inhalt verliehen, die Freundlichkeit, Gastfreundschaft und Herzlichkeit unserer laotischen Partner, den Geist. So sind nicht nur viele freundschaftliche Beziehungen entstanden. Wir konnten auch die Entwicklung des Spitals und die Verbesserungen in der Patientenbetreuung hautnah miterleben.

Das Provinzspital Xiengkhouang ist wie das KSW für die Versorgung von rund 250’000 Einwohnerinnen und Einwohnern zuständig.

Einfache Verhältnisse

Den knappen Mitteln entsprechend, welche für das Gesundheitswesen im armen Land zur Verfügung stehen, sind die Verhältnisse in diesem Zentrumsspital mit 140 Betten einfach. Es ist für die Versorgung von rund 250’000 Einwohnerinnen und Einwohnern der Provinz zuständig. Bei 7 bis 9 Stunden Fahrzeit bis zu den grösseren Spitälern der Hauptstadt muss es autonom für die Patientinnen und Patienten sorgen.

Aufgrund der knappen finanziellen Mittel sind die Verhältnisse im Provinzspital Xiengkhouang sehr einfach.

Die Grundstrukturen beinhalten drei Operationssäle, eine Geburtsabteilung, eine einfache Röntgenanlage und ein Ultraschallgerät, ein Labor, in dem Basisuntersuchungen durchgeführt werden, sowie eine einfache Frühgeburtenabteilung und Intensivstation.

Rund 300 Mitarbeitende gewährleisten den Betrieb rund um die Uhr. Das ist nur möglich, weil die Angehörigen den Grossteil der Pflege und die Verpflegung übernehmen und die Arbeitsbedingungen für das Personal nicht denjenigen in den Industrieländern entsprechen. Ein Viertel der Belegschaft arbeitet als nicht regulär entlohnte Volontäre, Schichtbetrieb ist unbekannt, Nacht- und Wochenenddienste werden an die normale Arbeitszeit angehängt.


Einsätze und Schwerpunkte

Von 2010 bis März 2020 haben im Rahmen der Spitalpartnerschaft 96 Personen mit unterschiedlichen Berufen aus der Schweiz insgesamt 576 Wochen im Spital in Phonsavan gearbeitet. Es waren dies Freiwillige aus 14 verschiedenen Berufen, welche während ihrer Ferien und auf eigene Kosten reisten. 37 von ihnen leisteten mehrfach Einsätze und waren bis zu 15 Mal vor Ort.

Tätigkeitsschwerpunkte der Spitalpartnerschaft waren die Notfall- und Intensivstation, den Operationsbereich, das Labor sowie die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte. Dabei wurden alle Beteiligten nicht nur und immer wieder mit den begrenzten Ressourcen konfrontiert. Neben den kulturellen Gepflogenheiten und den sprachlichen Kommunikationsproblemen kamen erschwerend auch das begrenzte Wissen und die eingeschränkte Erfahrung des laotischen Personals dazu.

Bei vielen, vor allem jüngeren Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Berufsleuten, fallen aber die grosse Wissbegier und der Hunger nach Anleitung auf. Das bedeutet für Instruierende eine hohe Motivation und eine dankbare Aufgabe. Für den Umgang mit den Schwierigkeiten ist immer viel Gelassenheit gefragt – eine asiatische Tugend, die uns in Europa oft abgeht. Dass damit Erfolge erreicht werden können, zeigt sich an vielen kleineren und grösseren Fortschritten im ganzen Spital.

Ausbildung
Eines der Hauptziele des Projekts Spitalpartnerschaft ist die Verbesserung der medizinischen Behandlung durch Aus- und Weiterbildung des Personals aller medizinischen Berufsgattungen. 

Fokus auf Wissensförderung

Unsere Rolle liegt vor allem darin, den Erwerb von Fachkompetenz durch formale Ausbildungen wie Facharzt- oder Diplomausbildungen zu unterstützen und mit Englischunterricht die Fähigkeiten zur Nutzung von Internetquellen und den Austausch mit Fachexperten zu ermöglichen. Wichtig ist auch, mit Anregungen nicht nur zur Lösung konkreter medizinischer Probleme, sondern auch zur eigenständigen Verbesserung von Abläufen und Organisationsstrukturen beizutragen.

So hat die Rückkehr von jungen Ärztinnen und Ärzten nach Abschluss ihrer zum Teil vom Projekt finanziell mitunterstützten Facharztausbildung eine deutliche Verbesserung der medizinischen Qualität bewirkt. Im Labor wurde nach Vermittlung von Praktika für Mitarbeiterinnen mit dem Kulturnachweis von Erregern begonnen. In der Notfallstation wurden ein Schockraum eingerichtet und die Abläufe bei Akutkranken schematisiert.

Nicht zuletzt hat die Präsenz und Mitarbeit von Schweizer Fachpersonal den Rücken für motivierte und engagierte Kolleginnen und Kollegen gestärkt, um Verbesserungen gegenüber dem übrigen Personal durchzusetzen. Die Einblicke in die Organisation von Schweizer Spitäler, welche zwei Spitaldirektoren bei ihren Besuchen gewinnen konnten, haben zusammen mit den Managementschulungen vor Ort zu organisatorischen Veränderungen geführt, welche im laotischen System sonst kaum vorstellbar wären.

Besuch Dr Kormoua Naoleng im KSW
Spitaldirektor Dr. Kormoua Naoleng konnte 2019 während seines zweiwöchigen Besuchs einen vertieften Einblick in die Organisation des KSW gewinnen.

Ein anderes Verständnis von Pflege

Für Pflegende kommen in ihrer Tätigkeit als zusätzliche Faktoren die Unterschiede im Berufsverständnis und in der Rollenteilung hinzu. In Laos werden zwar in der Pflege-Grundausbildung die gleichen praktischen Inhalte vermittelt wie bei uns. Im Alltag übernehmen jedoch die Angehörigen die Verpflegung und Grundpflege, während das Personal sich auf das Verabreichen von Medikamenten und die Dokumentation beschränkt.

Es gilt, Traditionen und Tabus zu berücksichtigen und langsam zu ändern. So herrscht in Laos weiterhin der Glaube, dass Kranke sich nach einer Operation möglichst wenig bewegen und erst nach mehreren Tagen wieder ernähren sollen. Die Vermittlung des Wissens um Frühmobilisation und Nahrungsaufnahme an das Pflegepersonal ist die eine Aufgabe. Die Überzeugung desselben und dann der Angehörigen eine weitere. Die Arbeit der KSW-Pflegenden hat jedoch dazu geführt, dass Bewusstlose nicht mehr tagelang auf dem Rücken liegen, sondern richtig gelagert werden. Entsprechende Fotos auf der Intensivstation motivieren dazu.


Eine verbesserte Schmerzbehandlung

An der Einführung einer besseren Schmerzbehandlung lässt sich exemplarisch zeigen, welche Hindernisse bei der Einführung einer in der Schweiz selbstverständlichen Behandlung zu überwinden sind.

Zu Beginn der KSW-Tätigkeit erhielten Patientinnen und Patienten zum Beispiel bei offenen Knochenbrüchen eine Schmerztablette, wie sie bei uns gegen einfache Kopfschmerzen verschrieben wird. Morphin war im Spital nicht vorhanden. Nach einer landesweiten Kampagne zur Ächtung von Opiumanbau und -gebrauch vor einem Jahrzehnt waren alle Opiate mit dem Stigma der Sucht verbunden.

Es galt, im Universitätsspital in der Hauptstadt Verbündete zu finden, vom Gesundheitsministerium die Bewilligung zur Lagerung von Morphin in der Spitalapotheke zu erhalten und die Spitaldirektion zum Einkauf zu motivieren. Schliesslich mussten auch durch wiederholte Instruktionen und Anleitungen beim Spitalpersonal die Ängste vor Sucht und Nebenwirkungen überwunden werden. Nun wird routinemässig bei starken Schmerzen Morphin eingesetzt – für schweizerische Verhältnisse in sehr geringen Dosen, aber ohne schwerwiegende Nebenwirkungen.

Die KSW-Mitarbeitenden mussten an diesem Beispiel auch lernen, dass wir unsere Vorstellungen über Leid und Behandlung nicht direkt übertragen können, sondern die kulturellen und politischen Verhältnisse berücksichtigen müssen. Nur schon zu akzeptieren, dass das Schmerzverständnis in der buddhistischen Kultur ein ganz anderes als in Europa ist, fiel manchem schwer.