Ein Verein, ein Team
11. November 2020
Der Verein Spitalpartnerschaft Phonsavan (Laos) & Kantonsspital Winterthur setzt sich seit Jahren für die Verbesserung der Versorgungsqualität im Spital Phonsavan in Laos ein. Die Mitglieder engagieren sich auf freiwilliger Basis und unentgeltlich – doch ein Lohn bleibt nicht aus. Drei Frauen berichten, was sie aus dem Engagement mitnehmen.
Seit zehn Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem Kantonsspital Winterthur und dem Provinzspital Xiengkhouang in Phonsavan, Laos. Mitarbeitende des KSW sowie weitere Freiwillige reisen regelmässig ins Partnerspital, um die Fachkräfte vor Ort zu unterstützen und die gesundheitliche Versorgung zu optimieren.
Die Einsätze vor Ort bezwecken in erster Linie, den Fachkräften dabei zu helfen, mit den gegebenen Ressourcen möglichst effizient zu arbeiten und Patientinnen und Patienten bestmöglich zu behandeln. Drei Frauen, die sich im Rahmen der Spitalpartnerschaft einsetzen, erzählen von ihren Eindrücken, ihrer Motivation und dem, was sie für sich daraus gewinnen.
Wie seid ihr zum Verein gekommen?
Käti Schneider: Ich lernte während meiner Ethikausbildung eine Hebamme kennen, die mir davon erzählte. Das interessierte mich und meinen Mann Peter sehr, da wir generell gern reisen und neue Menschen und Kulturen kennenlernen. Im Jahr 2013 waren wir dann das erste Mal in Laos – mein Mann als Allrounder für Technik und Unterhalt und ich in der Pflege.
Sibylle Kaiser: Ich wurde von Kätis und Peters Engagement angesteckt! Seit meiner Zeit auf der ZIM sind wir befreundet, und sie erzählten immer sehr leidenschaftlich und begeistert von den Einsätzen. Das hat mich dann mitgerissen.
Was hat euch daran interessiert?
Sibylle Kaiser: Der interkulturelle Austausch. Ich war 2019 das erste Mal in Laos. Das war meine erste Asienreise überhaupt, und Laos war für mich ein unbekanntes Land. Ich konnte vor Ort die Kultur, die Arbeitsweise und die dort vorhandenen Möglichkeiten kennenlernen.
«Die Spitalpartnerschaft gibt uns die Möglichkeit, das Reisen mit etwas Sinnvollem zu verbinden.»
Käti Schneider: Wir waren immer sehr interessiert an anderen Ländern und Kulturen. Die Spitalpartnerschaft gibt uns die Möglichkeit, das Reisen mit etwas Sinnvollem zu verbinden. Ausserdem hat man in diesem Rahmen ganz andere Möglichkeiten, die Menschen in Laos kennenzulernen. Als Tourist würde man nie so viel über die Kultur erfahren und lernen.
Was gibt euch die Arbeit im Rahmen des Vereins?
Melanie Müller: Wir arbeiten am KSW stark fokussiert auf unsere Fachbereiche und Abteilungen. Im Verein aber kommen Menschen aus dem ganzen Spital zusammen. Ich habe weitere Mitarbeitende kennengelernt, neue Freundschaften geschlossen – ohne die Spitalpartnerschaft wäre ich mit diesen Menschen vermutlich gar nie in Kontakt gekommen. Das ist nicht nur eine Bereicherung für mich persönlich, sondern auch für meine tägliche Arbeit. Ich bin jetzt viel besser vernetzt.
Käti Schneider: Wir schicken nicht einfach Geld irgendwohin, sondern investieren Zeit, reden mit den Menschen, tauschen uns aus, packen mit an und helfen, wo wir können. Wir hatten dank dem Verein die Möglichkeit, wirklich eine Beziehung zu den Menschen in Phonsavan aufzubauen. Sie haben eine andere Kultur und Lebensweise als wir, und wir haben dort viele Freunde gefunden, sind fast schon eine Familie. Die Intensität der Verbindung, die wir über die Jahre mit den Menschen in der Stadt aufgebaut haben, ist sehr wertvoll. Es ist äusserst interessant und bereichernd, sich für diese Partnerschaft zu engagieren.
Was würdet ihr jemandem sagen, der mit dem Gedanken spielt, sich im Verein zu engagieren?
Sibylle Kaiser: Die Spitalpartnerschaft gibt einem die Möglichkeit, mit verschiedensten Personen aus dem KSW ohne Hierarchieschranken zusammenzutreffen und voneinander zu profitieren. Ihr habt die einzigartige Gelegenheit, einen Einblick ins Gesundheitswesen von Laos zu erhalten, in eine andere Welt, den ihr als Tourist niemals haben könntet.
Melanie Müller: Ich kann verstehen, wenn Mitarbeitende zögern – die eigene Freizeit in Wohltätigkeit zu investieren, ist nicht selbstverständlich. Doch die Spitalpartnerschaft hebt die Zusammenarbeit im KSW auf ein völlig anderes Level. Man nimmt so viel aus der Arbeit mit, dass sich der Einsatz dreifach lohnt. Ausserdem kann jeder für sich entscheiden, wie viel Zeit er oder sie in den Verein investiert. Jede helfende Hand ist eine Bereicherung. Sowohl in der Schweiz als auch vor Ort in Laos.
«Ihr habt die einzigartige Gelegenheit, einen Einblick ins Gesundheitswesen von Laos zu erhalten, in eine andere Welt, den ihr als Tourist niemals haben könntet.»
Käti Schneider: Wenn wir in Laos tätig sind, bilden verschiedene Leute aus dem KSW und anderen Spitälern ein Team. Dann essen, reisen, arbeiten und feiern wir zusammen. Die Erfahrungen, die wir im Rahmen der Spitalpartnerschaft machen können, sind mit nichts aufzuwiegen. Ausserdem ist es nicht nur eine persönliche Bereicherung: Die Besuche in Laos zeigen einem die Grenzen der Medizin auf. Man sieht, wie die Welt ausserhalb unserer hochmodernen Schweiz funktioniert. Man kommt mit einem anderen Lebensgefühl zurück – und mit einem neuen Blick auf das eigene Leben.
Dieser Artikel ist ursprünglich im Mitarbeitendenmagazin 37 ° 07/2020 des KSW erschienen.