Schulung im Spitalalltag
Im Partnerspital fehlt es weitgehend an einer Struktur zur Einführung und Schulung neuer Mitarbeitenden sowie an einer Tradition der Weitergabe von Wissen und Können. Das beeinflusst die Qualität der Arbeit insbesondere in Bereichen, bei denen Erfahrung oder die Benützung von medizinischen Geräten eine Rolle spielen – was im Spital praktisch in allen Berufen der Fall ist. So kommt es dazu, dass Gelerntes aus dem Studium oder der Berufsausbildung im praktischen Alltag nicht umgesetzt werden kann. Daneben sind in der laotischen Kultur die Korrektur und Zurechtweisung wie auch das Ansprechen von Fehlern verpönt. Aus diesem Grund werden Mitarbeitende kaum zur Verbesserung angehalten.
Schweizer Berufsleute können hier direkt bei der Betreuung von Patientinnen und Patienten ihr Wissen, Können und insbesondere ihre praktische Erfahrung einbringen. Das betrifft sehr häufig Grundsätzliches, wie Fragen der Grundpflege, der Hygiene oder der klinischen Untersuchung. Es handelt sich aber oft auch um Organisatorisches wie die Dokumentation der Krankengeschichte, Ordnung von Wäsche und Pflegematerial oder die Bedienung von Geräten sowie Arbeitsabläufe im Labor.
Nicht selten geht es dabei um die konkrete Umsetzung von eigentlich vorhandenem Wissen, das jedoch aufgrund von Gewohnheiten, kultureller Tradition, fehlenden Vorbildern oder mangelndem Engagement nicht genutzt wird. Dabei gilt es, durch die Wiederholung von Anleitungen, oft über mehrere Jahre, laotisches Personal zu überzeugen und für scheinbaren Mehraufwand zu motivieren.
Konkrete Situationen oder Patientenschicksale führen auch häufig zu kurzen fallbezogenen Weiterbildungsveranstaltungen. Das hat aufgrund der situationsbedingten Betroffenheit häufig eine grössere Wirkung als grosse Theorievorlesungen.
Beispiel Lagerung von Patientinnen und Patienten
Werden Kranke über mehrere Stunden in gleicher Position belassen, kommt es zu Wundliegen mit Schäden an der Haut (Decubitus). Daneben besteht die Gefahr von Lungenproblemen bis hin zu Lungenentzündungen. Nun will es die laotische Tradition und das Volksempfinden, dass Kranke ruhig im Bett liegen bleiben müssen, meist auf dem Rücken, und sich kaum bewegen.
Das Umlagern von Patientinnen und Patienten sowie das frühe Mobiliseren von Frischoperierten fallen deshalb auf Widerstand seitens der Pflege wegen der Mehrarbeit und seitens der Angehörigen. Das frühe Aufstehen nach einer Operation wird als schmerzhaft und dem Krankheitsprozess hinderlich empfunden.
Die Überwindung solcher Widerstände benötigt gelegentlich sehr lange Zeit und immer wiederkehrende Anstrengungen. Das war bei der Lagerung und Mobilisation von Patientinnen und Patienten der Fall, das über Jahre ein immer wiederkehrendes Thema der Pflege auf der Intensivstation war.
Doch führen Erfolgserlebnisse wie das Überleben eines Starrkrampfpatienten (Tetanus) nach wochenlanger künstlicher Beatmung dank schweizerischer ärztlicher und pflegerischer Instruktion ohne Komplikationen oder Wundliegen letztlich zu den lange erhofften Veränderungen.