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Gleiche Aufgabe – andere Voraussetzungen

05. September 2022

Wenn der Blinddarm entzündet ist, bedeutet das sowohl in Laos als auch in der Schweiz eine innert Stunden zu behebende Notfallsituation. Trotz unterschiedlichen Voraussetzungen und Vorgehensweisen ist das Ziel dasselbe: das Wohl der Patientin resp. des Patienten zu sichern.

Phonsavan

Eine Blinddarmentzündung zu diagnostizieren, kann schwierig sein. Der behandelnde Arzt, Dr. Khamdone Philavong, muss sich dabei auf seine klinische Erfahrung und den nicht immer verlässlichen Ultraschallbefund stützen, denn ein CT zur Absicherung gibt es in Phonsavan nicht. Der Operationssaal für Eingriffe im Bauchraum ist zudem gerade besetzt, darum muss heute der Saal benutzt werden, in dem normalerweise gynäkologische Operationen vorgenommen werden. Das sechsköpfige Operationsteam steht bereit, alle Mitglieder kennen sich schon lange und arbeiten beinahe jeden Tag miteinander.

«Wir sind ein Team, nur dank ihnen kann ich darauf vertrauen, dass die Operation perfekt durchgeführt wird.»
Dr. Khamdone Philavong
Bei einer Appendektomie benötigt man eine ruhige Hand.

Das Operationsbesteck besteht zum grössten Teil aus vom KSW ausgemusterten und zur Verfügung gestellten Teilen und weist etliche Gebrauchsspuren auf. Nichtsdestotrotz macht sich der Operateur unter dem Licht der einzigen Halogenlampe daran, den Blinddarm in einer offenen Operation zu entfernen. «Ein Chirurg in Laos führt die gleiche Operation oft genau so sauber durch wie einer in der Schweiz – aber mit viel weniger Hilfsmitteln. Das erfordert höchstes Können», meint Carole Mäder, Fachfrau Operationstechnik am KSW mit Einsatzerfahrung.

Nach der Operation reinigt die OP-Pflegefachfrau das benutzte Operationsbesteck zuerst gründlich, bevor sie es zum Sterilisationsgerät bringt, um es für die nächste Operation aufzubereiten.

Winterthur

Zur Diagnose einer Blinddarmentzündung ist die klinische Untersuchung sehr wichtig. Zudem können auch Blutwerte, Ultraschall und wenn nötig ein CT die Diagnose sichern. Ins voll durchgetaktete reguläre Operationsprogramm, das von 7.00 bis 16.00 Uhr durchgehend läuft, passt eine Blinddarmoperation leider meist nicht rein. Dafür gibt es am KSW einen OP-Saal, der immer für Notfälle aller Art freigehalten wird. In diesem Saal sammeln sich nun alle Beteiligten zum sogenannten Time-out. Hier hält man noch ein letztes Mal vor der Operation inne und
überprüft alle patientenrelevanten Daten auf ihre Richtigkeit. Zudem stellen sich alle mit Namen und Funktion vor, denn Teamarbeit ist in jedem Operationssaal absolute Voraussetzung. «Auch in der relativen Anonymität von über 300 ein- und ausgehenden Personen, die im OP-Bereich arbeiten, muss die Teamarbeit gewährleistet sein. Am KSW müssen wir dazu mehr Anstrengungen unternehmen. In Laos ist es einfach gegeben, dass man sich kennt», sagt Thomas Rieder, Leiter Pflege Anästhesie.

«Auch in der relativen Anonymität von über 300 ein- und ausgehenden Personen, die im OP-Bereich arbeiten, muss die Teamarbeit gewährleistet sein. »
Thomas Rieder
Leiter Pflege Anästhesie
Über den Bildschirm sehen die Ärztinnen und Ärzte in den Körper des Patienten.

Patientinnen und Patienten mit einer Blinddarmentzündung werden am KSW standardmässig laparoskopisch, d. h. über drei kleine Hautschnitte, und unter Vollnarkose behandelt. Das ist angenehmer für die Patientinnen und Patienten und erfordert im Allgemeinen nur einen kurzen Spitalaufenthalt. Nach der ca. einstündigen Operation werden die benutzten Materialien entweder entsorgt, wenn es sich um Einwegartikel handelt, oder in der KSW-eigenen Zentralsterilisation wiederaufbereitet.